>>>ARTIKEL ENTSPRICHT DEM ETWAS BESSSER FORMATIERTEN HIER : http://kampagne-affe.de/?p=189<<<
Am vorgestrigen Freitag (19.09.2014) fand, wie angekündigt, unsere Tanzdemo vom Essen-Westbahnhof zur Krupp-Hauptverwaltung statt. Etwa 150 Menschen versammelten sich vor dem Westbahnhof und zogen teils bunt, teils entschlossen oder auch beides durch Essen-West um sich für Freiräume stark zu machen. Viele unterschiedlichste Freiraum-Gruppen aus dem gesamten Ruhrgebiet waren vor Ort und brachten ihre Energie ein um für Freiräume und ein Leben fernab von Normativität zu kämpfen; Darunter der Rat der RÄ.p.u.b.l.ik., die Bürgerinitiative Bärendelle, die Avanti-Aktivist*innen aus Dortmund, Freiraum-Aktivist*innen aus Wuppertal u.v.m. Zur Eröffnung der Demo brachten wir uns erstmal mit dem Manifest „Von Detroit lernen“ des Recht auf Stadt Ruhr Netzwerks (http://www.rechtaufstadt-ruhr.de/von-detroit-lernen/) in die richtige gedankliche Stimmung.
Polizei macht Tamtam – Redner*innen machen Freude
Neben dem offensichtlichen Ausdruck von Lebensfreude blieb aber auch der Unmut bzw. die Wut gegen die (Eigentums-)Verhältnisse und über die in vergangener Zeit abgelaufene Repression nicht außen vor. Während der Rede der parteilosen Ratsfrau Anabel Jujol vor der Bärendelle kam es zu einer Verhaftung eines Aktivisten. Dieser hatte einer anderen Aktivistin, bei der ein Polizist einen ACAB („All Cops Are Beautiful“ bzw. „Acht Cola, Acht Bier!“) Aufnäher entdeckt hatte, empfohlen ihre Personalien nicht anzugeben. Trotz mehrmaliger Aufforderung seitens der Demo-Leitung konnte die Polizei nicht einsehen, dass sie doch, außerhalb der Uniform, Teil desselben Kampfes sei und sich mal benehmen solle. Gegenüber dem die Rechtsordnung rechts überholendem Rechtsverständnis, welches zur Zeit in Dortmund und Wuppertal von der Polizei praktiziert wird, verhielten sich die Beamt*innen aber einigermaßen ok und grinsten viel.
Um wenigstens ein bisschen Drohkulisse zu spielen, verlängerten wir den Aufenthalt an der Bärendelle und hörten drei Reden. Die erste von bereits erwähnter Anabel Jujol (Hier zu lesen: http://alturl.com/dwvq7), die sich u.a. für eine Aufhebung der Anzeigen wegen Hausfriedesbruch gegen die Räpublik-Aktivist*innen aussprach. Ihre Fraktion veröffentlichte noch am selben Tag eine Soli-Erklärung für die Kampagne-Affe (http://www.partei-piraten-essen.de/?p=331) Die anschließenden Reden eines Vertreters der Bürgerinitiative Bärendelle und eines AVANTI-Aktivisten aus Dortmund wurden zunehmend kämpferischer, was für Freude und Beifall sorgte. Nachdem die Polizei den eben festgenommen Aktivisten abtransportiert hatte und eine Gruppe sich bereiterklärt hatte diesem zum Präsidium zu folgen setzte sich die Demo wieder in Bewegung.
Funky-Breaks, Cyber-Kulisse und B. Beitz‘ Comeback aus dem Totenreich
Bester Dinge legte unsere Show-Band heiße Funky-Breaks auf den Pritschenwagen und mit reichlich Hula-Hoop-Reifen zogen wir durch Altendorf zur Thyssenkrupp Zentrale. Wir ersparten uns an dieser Stelle ausufernde Kommentare zur architektonischen Vision der Thyssenkrupp’ler, die mit ihrem Pseudo-Cyber-Quartier Altendorf am liebsten gleich vollständig weggentrifizieren würden und richteten unseren Ohren lieber auf den knarzigen Drum n Bass Sound der, ausgehend vom Sound-Bike, zwischen den Glasfassaden hin- und her hüpfte, moving and packing. Soviel positive Stimmung – es war kaum auszuhalten! Auch die verbliebenen Krupp-Mitarbeiter*innen lauschten gespannt den folgenden Redebeiträgen.
Zuerst gab es die Erklärung zur Besetzung des Krupp-Geländes des Rats der Räpublik zu hören (http://kampagne-affe.de/?page_id=133). Anschließend eine speziell für die Demo verfasste Rede unter dem Stichwort „Leerstände sind Gemeingut“ (http://kampagne-affe.de/?p=187). Ein besonderer Höhepunkt war die Soli-Erklärung der „Antifa aus Liebe zum Leben Essen (ALLE)“, in der auch die geschichtliche Rolle von Krupp zum Thema gemacht wurde. A.L.L.E. wörtlich „Nicht zuletzt möchten wir dort die Errichtung einer Gedenkstätte anregen, für die von Krupp ausgebeuteten und ermordeten Zwangsarbeiter*innen sowie für die Arbeiter*innen, die sich in den Märzaufständen 1920 noch versucht haben dem nationalen Wahn entgegenzustellen.“ (Ganzer Text hier: http://kampagne-affe.de/?page_id=139.)
Die Schlüsselübergabe
Den spektakulären Abschluss bildete das Comeback aus dem Totenreich des ehemaligen Krupp-Vorsitzenden Berthold Beitz, der der Kampagne Affe den Schlüssel für das Krupp-Gelände an der Frohnhauser Straße 95, sowie einen Scheck über eine Unsumme Geld überreichte. Der große Vorsitzende versicherte zudem, dass die Anzeigen wegen Hausfriedesbruch, genau wie er, bald Schnee von gestern seien. Während sich also die Toten und Lebendigen in den Armen lagen und die Demo ausplätscherte, warten wir weiter gespannt auf die reale Wende in Sachen Leerstandspolitik. Diese Selbst-Sabotage des Ruhrgebiets muss ein Ende haben. Der Schlüssel ist Solidarität.
Anzeigen weg! Schlüssel her! Alles für Alle!